Am 18. Oktober 2022 haben wir mit einem Informationsstand auf dem Alten Markt in Herford an den Europäischen Tag gegen Menschenhandel erinnert.

Unsere Pressemitteilung anlässlich des Europäischen Tages gegen Menschenhandel am 18. Oktober 2022

Die Verschärfung der Menschenhandelsparagraphen ist wirkungslos

Durch die liberale Prostitutionsgesetzgebung ist Deutschland zum Zielland für Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung geworden. Vor allem Frauen aus armen Regionen in Südosteuropa werden nach Deutschland in die Prostitution gehandelt. Die sexuelle Ausbeutung findet in legalen Bordellen, in angemeldeten und unangemeldeten Appartements und auf den Straßenstrichs deutscher Städte statt. Besonders reichere EU-Länder mit einer liberalen Prostitutionsgesetzgebung profitieren von der Not dieser Frauen, zum Beispiel durch Steuereinnahmen. „Das widerspricht den Werten, die sich die EU als Gemeinschaft gegeben hat und die sie nach außen hin vertritt,“ so Marie Kaltenbach vom Bündnis Nordisches Modell. „Diese Frauen werden hierzulande sexuell ausgebeutet und Deutschland übernimmt keine Verantwortung für die Schäden, die die Betroffenen an Körper und Psyche erfahren.“ Dass auch die Reform der Straftatbestände zu Menschenhandel zu keiner Besserung geführt hat, stellte jüngst auch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. fest.

Das Forschungsinstitut führte in der Zeit vom 01.11.2020 bis 24.09.2021 eine Evaluation der im Jahr 2016 reformierten strafrechtlichen Vorschriften zur Bekämpfung des Menschenhandels durch. Der vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz erteilte Auftrag beinhaltete die Durchführung einer retrospektiven Gesetzesfolgenabschätzung.

Die Bestandsanalyse zeigte, dass die Geschädigten der sexuellen Ausbeutung fast durchweg weiblich (95 %) waren, jede fünfte geschädigte Frau sogar unter 18 Jahre alt war und die Mehrzahl aus südosteuropäischen Staaten, wie Rumänien und Bulgarien kam. Bei 41 % der Geschädigten wurden Zeuginnen anscheinend eingeschüchtert, in der Regel durch die beschuldigten Menschenhändler. In der Hälfte der Fälle konnten Hinweise auf die Organisierte Kriminalität gefunden werden.

Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. verwies auf den wissenschaftlichen Konsens, demzufolge das Dunkelfeld im Bereich des Menschenhandels groß sein dürfte und davon auszugehen ist, dass mindestens 90 % aller Menschenhandelsdelikte im Dunkelfeld verbleiben.

 Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Ziel, die Strafverfolgung durch eine Neufassung der strafrechtlichen Vorschriften zur Bekämpfung des Menschenhandels zu verbessern, nicht erreicht worden ist. So ergeben die ausgewerteten Statistiken keine Erhöhung der Fallzahlen, Strafverfahren oder Verurteilungsquoten. Von einer Verbesserung der Strafverfolgungspraxis beim Menschenhandel ist somit nicht auszugehen. Polizeiliche Ermittlungen im Bereich Menschenhandel sind für die ohnehin schon stark belasteten Polizei- und Justizbehörden aufwendig und führen dennoch kaum zu Verurteilungen. Jegliche Abschreckungswirkung fehlt. Das Bundeskriminalamt weist in seinem im Oktober 2022 veröffentlichten Bundeslagebild zu Menschenhandel und Ausbeutung darauf hin: „Der Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung stellt auch weiterhin ein lukratives Betätigungsfeld für organisierte Tätergruppierungen dar.“

Das Bündnis Nordisches Modell kommt zu dem Schluss, dass weder das Prostitutionsgesetz und das Prostituiertenschutzgesetz noch die Verschärfung der Menschenhandelsparagrafen die Frauen vor sexueller Ausbeutung schützt. Geltende Gesetze sind nicht geeignet, dem Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung wirkungsvoll entgegenzutreten. Geschützt werden in Deutschland in erster Linie die Profiteure: Freier, Zuhälter und Menschenhändler. Es ist endlich an der Zeit, das System Prostitution ganzheitlich zu betrachten. Es braucht dringend Prävention durch Reduzierung der Nachfrage.

Es ist bekannt, dass der Kreis Herford mit seiner Vielzahl an Bordellen das Bordell Ostwestfalen-Lippes genannt wird.

Um Politikerinnen und Politiker im Kreis Herford zu sensibilisieren schreiben wir als TDF-Städtegruppe in diesen Tagen alle Rats- und Kreistagsmitglieder mit folgendem Anschreiben an und senden Ihnen das Konzept zur Implementierung von Elementen des „Nordischen Modells“ auf kommunaler Ebene (siehe Anhang) mit der Erwartung, dass sie sich damit beschäftigen und ihre bisherige ignorante Haltung gegenüber dem Leid der Frauen verändern. Der Text des Anschreibens lautet:

Sehr geehrte Damen und Herren im Kreistag und in den Räten der Städte und Gemeinden im Kreis Herford

Prostitution ist in Deutschland eine lukrative Einkommensquelle für die Organisierte Kriminalität und andere Bereiche der Schattenwirtschaft, insbesondere für den Menschenhandel. Weil Zuhälterei und Prostitution hierzulande legal sind, ist Deutschland ein beliebtes Zielland geworden.

Bordelle sind legal, die Polizei darf sie nur bei begründetem Verdacht betreten.

Prostitution befördert die alltägliche physische, psychische und tödliche Gewalt gegen Frauen.

Die bundesdeutsche Gesetzgebung verhindert sexuelle Ausbeutung bisher nicht.

Es gibt eine wachsende Anzahl von Kritikerinnen und Kritikern, die die derzeitige Prostitutionspolitik ablehnen. Auch bei Politikerinnen und Politikern mehren sich die Stimmen derer, die eine veränderte Gesetzgebung anstreben.

Wir setzen uns für die Einführung des „Nordischen Modells“ ein, bei dem Sexkäufer und Zuhälterinnen und Zuhälter sich strafbar machen, nicht aber die Prostituierten. Ihnen werden reelle Ausstiegswege zugänglich gemacht.

Wie schaffen wir ein Umdenken in der Prostitutionspolitik?

Was können Sie tun? – Betroffene unterstützen – Prostitutionsnachfrage effektiv eindämmen

Mit dieser Post erhalten Sie das Konzept zur Implementierung von Elementen des „Nordischen Modells“ auf kommunaler Ebene.

Hier finden Sie wichtige und gute Argumente gegen die legalisierte Prostitution, die eine Menschenrechtsverletzung darstellt. Das Konzept beruht auf fünf Säulen, deren Bausteine in der kommunalen Politik umgesetzt werden. Bitte beschäftigen Sie sich damit. Laden Sie uns ein, wenn Sie mehr über Prostitution, die Mythen (ältestes Gewerbe der Welt), die darüber existieren, und über das Nordische Modell wissen wollen. Sprechen Sie mit uns.

Wir werden auf Sie zukommen und nachfragen, was Sie in Zukunft tun werden um diese Form der Gewalt gegen Frauen einzudämmen.

 

Von der TERRE DES FEMMES Städtegruppe Herford nahmen Dr. Bärbel Ebel und Ella Kraft an der Bündnistagung NORDISCHES MODELL am 3. und 4. September 2022 in Bonn teil.

Während der Tagung ging es darum, Bündnisse pro Nordisches Modell zu bilden um auf Landesebene sichtbarer und aktiver zu werden.

Es ging um internationale Forderungen und Studien zur Abschaffung der Nachfrage nach Prostitution und um den Blick auf erfolgreiche Gesetzesinitiativen in anderen Ländern – denn: Prostitution ist Gewalt an Frauen.

Am 3. Februar 2022 begrüßten wir im Rahmen unserer Städtegruppensitzung Frau Murielle Guéguen. Frau Guéguen ist im Vorstand des FrauenRates NRW und berichtete uns aus der Arbeit des FrauenRates.

Als TDF-Gruppe war es uns wichtig, Frau Guéguen unsere Sichtweise auf das  Thema Prostititution zu vermitteln. Wir stellten die Fragen:

  • In was für einer Welt/in was für einer Gesellschaft wollen wir leben ?
  • Wie wirkt sich Prostitution auf das Zusammenleben von Frauen und Männern in einer Gesellschaft aus ?
  • Mit welchen Bildern von Frauen und Männern wachsen junge Menschen auf?
  • Warum akzeptieren wir es als Gesellschaft, dass sich arme Frauen gezwungen sehen, mit der Prostitution sich und ihre Kinder zu ernähren? Warum nennen wir das eine freiwillige Entscheidung?
  • Warum lassen wir den Wunsch von Männern zu, sich Frauen zu kaufen?
  • Prostitution bedeutet legalisierte Vergewaltigung gegen Geld.

Prostitution und Frauenhandel

Am 3. November 2021 hatten die Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Herford Dr. Bärbel Ebel und Ella Kraft von der TDF-Städtegruppe Herford eingeladen um sich über das "Nordische Modell" zu informieren.
Foto: TDF-Städtegruppe Herford